Israel

Anklage gegen Netanjahu: ‚Er hat den Tod der Gefangenen angeordnet‘

Ein freigelassener israelischer Gefangener erhebt schwere Vorwürfe gegen Premierminister Benjamin Netanjahu: Er wirft ihm vor, mit dem Vorstoß zur Einnahme der Stadt Gaza den Tod der in dem Streifen Gefangenen in Kauf genommen — ja beinahe angeordnet — zu haben.

Die Israelin Ilana Gritzewsky, selbst im Rahmen des Waffenstillstandsabkommens vom November 2023 freigelassen, sprach darüber im israelischen Armeesender. Sie berichtete, ihr Partner Matan Zangauker, ein Soldat, werde noch immer im Gazastreifen festgehalten. „Netanjahu hat mit dieser Entscheidung den Tod der israelischen Gefangenen angeordnet“, sagte Gritzewsky mit knapper Stimme.

Sie richtete eine verzweifelte Frage an die politische Führung: „Wie viele Familien werden noch in Trauer versinken, bevor Netanjahu die Schreie der Menschen hört?“ Die Worte klangen wie ein Appell und ein Vorwurf zugleich — ein Schrei aus der Nähe persönlicher Not, nicht nur eine abstrakte Anklage.

Gritzewsky schilderte eindrücklich die Angst, die die Gefangenen und ihre Angehörigen begleitet: Jedes Überfluggeräusch zwang die Eingeschlossenen zur Schutzsuche, sagte sie. Auch sie selbst kenne das Verstecken, das duckende Warten, das sich vor herabstürzenden Trümmern schützend in den Schatten stellt. „Er zitterte vor Angst und war nicht mehr in der Lage zu arbeiten“, berichtete sie über die seelischen Folgen für ihren Partner; die Sorge vor einer posttraumatischen Belastungsstörung laste auf ihnen.

Die politischen und militärischen Entwicklungen verschärften die Lage weiter: Am 16. September begann die israelische Armee mit Bodenoffensiven, mit dem erklärten Ziel, die Stadt Gaza im Norden des Gazastreifens zu erobern. Nach Angaben der Streitkräfte sind zunächst zwei Divisionen im Einsatz; eine dritte soll in den kommenden Tagen hinzukommen. Parallel dazu erklärte Netanjahu, es seien heftige Angriffe auf die Stadt gestartet worden — Äußerungen, die in der ohnehin aufgeheizten Debatte zusätzlichen Sprengstoff liefern.

Die Schilderungen Gritzewskys stehen in der Spannung zwischen persönlichem Leid und geopolitischer Strategie: Hinter jeder Zahl, hinter jedem Truppenmarsch, stehen Menschen mit Namen, Angst und der Hoffnung auf eine Rückkehr in ein Leben, das nicht von Bomben und Verlusten gezeichnet ist.

von Julia Arndt

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